Klassikfestival "Contrast"

Evgenia Rubinova hat den Klang von Paris perfekt dosiert

Konzert Evgenia Rubinova Haus der Begegnung Buchloe

Motto des Konzertabends mit Pianistin Evgenia Rubinova im Haus der Begegnung in Buchloe war „Der Klang von Paris“. Rubinova spielte vier Stücke, von denen drei aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Bild: Harald Holstein

Motto des Konzertabends mit Pianistin Evgenia Rubinova im Haus der Begegnung in Buchloe war „Der Klang von Paris“. Rubinova spielte vier Stücke, von denen drei aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Bild: Harald Holstein

Pianistin Evgenia Rubinova spielt beim Musikfestival „Contrast“ Stücke von vier bekannten Komponisten. Sie begeistert damit das Publikum in Buchloe.
29.04.2024 | Stand: 18:10 Uhr

„Der Klang von Paris“ war das Motto des Piano Recitals mit der renommierten Pianistin Evgenia Rubinova beim Musikfestival „Contrast“. Alle vier Komponisten des stimmigen Konzertprogramms haben mit Paris zu tun.

Pariser Flair im Buchloer Haus der Begegnung

Die vier Werke, drei davon aus dem 19. Jahrhundert, brachten ein wenig vom damaligen Duft der Weltstadt in das Haus der Begegnung nach Buchloe. Der Abend im Haus der Begegnung atmete die Atmosphäre der französischen Kunstmetropole, vor allem aber Virtuosität auf Weltniveau. Die 1977 in Taschkent, Usbekistan, geborene Pianistin Rubinova fesselte mit höchstem technischen Können und emotionaler Tiefe. Mehr als 120 Besucher lauschten atemlos ihrem gehaltvollen und bewegenden Vortrag.

Schon mit César Francks anspruchsvollem „Prélude, Choral et Fugue“ von 1884 verblüfft sie. Der perlende und wogende Tonrausch, der sich immer wieder in reinen Klang aufzulösen scheint, gelingt ausdrucksstark und bis in alle Feinheiten durchsichtig. Das Ineinanderfließen der Klangwellen verliert sich nicht in impressionistischem Geplänkel. Es wird von unglaublicher innerer Spannung getragen.

Pianistin Evgenia Rubinova setzt Programm mit Chopin fort

Mit Frédéric Chopins technisch nicht minder herausfordernden „Don Giovanni Variationen op. 2“ setzt die Pianistin ihr Programm fort. Der in Polen geborene Komponist und Klaviervirtuose hatte einen französischen Vater und lebte ab seinem 21. Lebensjahr in Paris. Grandios, wie Rubinova die immer brillanter werdenden Variationen über ein Thema aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ lustvoll zum Leuchten bringt. Sie lässt den Zuhörer jede übermütige Ausgelassenheit Chopins und seinen bewundernswerten Einfallsreichtum eindringlich miterleben.

Bei Rubinova verliert Virtuosität jede Eitelkeit. Ihre ansteckende Spielfreude und ausgereifte Emotionalität machen dieses Glanzstück wahrhaft unterhaltsam.

Mit Henri Dutilleux, Jahrgang 1916, bringt sie einen modernen Komponisten ins Spiel. Sein „Choral et variations op. 1“ von 1948 passt hervorragend in die Reihe der Komponisten herrlicher Farbigkeit. Auch hier bannt sie mit ihrer Mischung aus Kraft und Klangsinn.

Pianistin begeistert Buchloer Publikum mit Selbstsicherheit

Bemerkenswert ist die Selbstsicherheit und Souveränität, mit der die Pianistin ihr Instrument und die anspruchsvollen Partituren im Griff hat. Scheinbar mühelos und mit beglückender Leichtigkeit leistet sie Schwerstarbeit. Unerschrocken greift sie in die Tasten und wirkt wie eine Löwin am Klavier, wenn sich bei starken Akzenten ihre Haarmähne bewegt. Gleichzeitig hat sie Eleganz und begeistert mit lyrischen Feinheiten.

Auch Peter Tschaikowsky war oft in Paris. „Was mir aber gefällt, ist die Neuheit der Gedanken und die Frische der modernen französischen Musik im allgemeinen“, wird der russische Komponist im Programmheft zitiert.

Die Auswahl von acht seiner selten zu hörenden 18 Klavierstücke „op. 72“ von 1892 wird zu einem weiteren Höhepunkt des Abends.

"Contrast"-Publikum wird mit Zugabe von Tschaikowsky belohnt

Evgenia Rubinova verbindet perfekt dosierten Anschlag und Fingerfertigkeit mit unmittelbarer Musikalität. Sie erfindet alles im Moment neu. Musik wird bei ihr zur reinen Gegenwart, in der jeder Zuhörer heilsam aufgehoben ist. Je länger man ihrem direkten Klang zuhört, desto mehr möchte man von ihr hören.

Den Wunsch nach mehr bekundet das Publikum mit Bravos und langem Applaus im Stehen. Es wurde mit einer hinreißenden Zugabe von Tschaikowsky belohnt.

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