Maibaumaufstellen im Ostallgäu

Mondholz bei Sonnenschein: Deshalb ist der Maibaum in Buchloe besonders

Rund 2000 Menschen feierten in Buchloe, als "Gaisastall" den Maibaum auftsellte.

Rund 2000 Menschen feierten in Buchloe, als "Gaisastall" den Maibaum auftsellte.

Bild: Markus Frobenius (2), Mathias Wild, Siggi Goetz, Marita Geiger

Rund 2000 Menschen feierten in Buchloe, als "Gaisastall" den Maibaum auftsellte.

Bild: Markus Frobenius (2), Mathias Wild, Siggi Goetz, Marita Geiger

In und um Buchloe wurden Maibäume aufgestellt oder Feste gefeiert - und einen besonderen Baum gab es auch.
02.05.2024 | Stand: 06:26 Uhr

Tausende waren am 1. Mai unterwegs, um beim Aufstellen der Maibäume zuzuschauen: In Buchloe zog es zu den drei Veranstaltungen weit über 2500 Besucher, die dem Brauchtum frönten oder einfach nur bei Speis und Trank zuschauen und ratschen wollten. „Das Maibaumaufstellen ist das erste große Fest nach dem Winter und draußen. Es ist der Startschuss für die Freiluftsaison“, erklärte Johann Kinberger, Vorsitzender des Maibaumvereins Gaisastall, das bunte Treiben unterhalb des Buchloer Rathauses.

Gaisastall stemmt den Baum und verkauft Maibaumpeitschen

Eine wichtige Zutat für das Fest holte sich Gaisastall bereits im Dezember – denn da wurde im Dunkeln nach Vollmond eine Fichte im Buchloer Stadtwald geschlagen. „Mondholz reißt weniger, ist stabiler und ist weniger anfällig“, berichtete Kinberger. Und diese Mondholz-Fichte mit 25 Metern Länge und 1,2 Tonnen Gewicht wuchtete ein Teil der Gaisastall-Mitglieder – darunter auch Stadtbaumeister Stephan Müßig – mit Muskelkraft und Schubstangen – Schwalben genannt – auf. Die über eine Stunde dauernde Prozedur wurde von Richtmeister Günther Forstmann koordiniert und kontrolliert.

In Waal stand ein falscher Maibaum.
In Waal stand ein falscher Maibaum.

Und während rund zwei Dutzend der insgesamt 370 Vereinsmitglieder sich am Maibaum abmühten, waren die übrigen an den Zelten und Ständen im Einsatz, um 1900 Portionen Kässspatzn, Bratwürste und Steaks oder die neue „Maibaumpeitsche“ unter das hungrige Volk zu bringen. „Eine scharfe Wurst mit Zwiebeln und einer scharfen Sauce“ erläuterte Kinberger.

So lief das Maibaumstellen in Honsolgen ab

Und das gelang wohl gut: Bürgermeister Robert Pöschl war jedenfalls voll des Lobes für die Organisatoren. „An allen drei Orten stehen die Maibäume. Die Feste waren gut organisiert und die Stimmung gut“, berichtete er. Denn Pöschl hatte schon einen kleinen Marathon hinter sich gebracht. Zuerst war er im Ortsteil Honsolgen gewesen – dort wurde der Maibaum schon am Vormittag aufgestellt, auch händisch mit Schwalben. Veranstalter war die Landjugend mit Johannes Port gewesen. „Das ganze Dorf war auf den Beinen“, meinte Pöschl. Der Bürgermeister musste aber dann weiter: Die Zeremonie in Lindenberg begann.

In Lindenberg wird der Maibaum 2024 bereits am 30.4 aufgestellt

Dort wiederum war der Maibaum bereits am Samstag aufgestellt worden – natürlich auch mit Schwalben. Der Grund dafür: Der Kran, der beim Aufstellen zur Sicherung gebraucht wurde, war am 1. Mai in Buchloe im Einsatz gewesen, berichtet Tomislav Bozinovic, Zweiter Vorsitzender der Feuerwehr Lindenberg, die das Maibaumfest organisiert hat. Und da der Kran der einzige in der Region ist, der für den Einsatz infrage komme – „Wir bekommen ihn unentgeltlich“, erklärte Bozinovic – habe Lindenberg eben sein Maibaumaufstellen vorgezogen.

In Lindenberg feierten die Besucher unterhalb der Kirche.
In Lindenberg feierten die Besucher unterhalb der Kirche.

„Und alles ist gut gelaufen“, berichtete Bozinovic. Rund 400 Besucher taten sich ab Mittag am Maibaum unterhalb der Kirche neben dem ehemaligen Armenhaus gütlich.

In Waal protestiert ein Minibaum

Auch rund um Buchloe wurde die Tradition gepflegt: In Waal gab es eine Besonderheit. Dort wird der Maibaum zwar erst am 4. Mai von den Waaler Musikern aufgestellt, doch ein paar Scherzbolde nutzten die Freinacht für einen eigenen Maibaum. Sie steckten gleichsam ein Maibäumchen in die Halterung am Rathaus und verzierten ihn mit einem Schild, das die Aufschrift trägt: „Das mit der Brücke artet aus, drum fällt der Maibaum heuer kleiner aus!“ Damit kritisieren sie wohl die Kosten für die geplante neue Brücke in Richtung Emmenhausen.

Frisches Brot im neuen Ofen zum Maibaumfest

In Beckstetten wurde nicht nur ein neuer Maibaum aufgestellt, sondern auch offiziell das Brotbackhaus für die Dorfgemeinschaft eingeweiht. Dieses hat ein emsiger Arbeitskreis, der hauptsächlich aus Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins besteht, mit viel Eigenleistung errichtet.

In Beckstetten wurde beim Maibaumfest das neue Backhaus eingeweiht.
In Beckstetten wurde beim Maibaumfest das neue Backhaus eingeweiht.
Bild: Mathias Wild

In den vergangenen Wochen haben sich die Backfreunde immer wieder zum Probebacken getroffen, um den Umgang mit dem Holzofen zu üben. Das hat sich offenbar gelohnt: Zum Maifest bei bestem Wetter wurden die vielen Besucher mit selbst gebackenen Flammkuchen, Seelen und natürlich mit Brot verköstigt.

Tischtennisverein stemmt Baum statt Bälle

Seit 1990 wird im Zweijahresturnus, also heuer zum 18. Mal, vom Tischtennisverein Kleinkitzighofen ein Maibaum aufgestellt.

In Kleinkitzighofen wurde der Maibaum händisch aufgestellt.
In Kleinkitzighofen wurde der Maibaum händisch aufgestellt.

Ganz traditionell, mittels Schwalben und reiner Muskelkraft wird er seither aufgerichtet. Nach einer guten Stunde hatten starke Männer aus Kleinkitzighofen und der näheren Umgebung den 30 Meter langen Maibaum aufgerichtet. Zahlreiche Zuschauer verfolgten gespannt die anstrengende und gefährliche Prozedur. Nachdem der Baum fest in der Halterung fixiert war, wurde kräftig gefeiert. Zur Unterhaltung spielte die Blaskapelle aus Holzhausen.

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