ÖPNV-Projekt des Landkreis

Jetzt ist auch Rettenbergs Bürgermeister gegen die Teilnahme am Gästeticket

Im Ringbus mit Busfahrer Ilyas Parlar und den Fahrgästen Florian Rößner (Einzelfoto() sowie den Touristen aus Tasmanien (Australien) Markus und Andrea Schmid (er stammt ursprünglich aus Kaufbeuren)

Mit dem Alpsee-Grünten-Ringbus gibt es in Rettenberg bereits ein ÖPNV-Projekt über die eigenen Grenzen hinaus. Doch gegen das Gästeticket gibt es Widerstand.

Bild: Silvia Reich-Recla (Archivbild)

Mit dem Alpsee-Grünten-Ringbus gibt es in Rettenberg bereits ein ÖPNV-Projekt über die eigenen Grenzen hinaus. Doch gegen das Gästeticket gibt es Widerstand.

Bild: Silvia Reich-Recla (Archivbild)

Zu teuer für seinen Mehrwert: Die große Mehrheit des Rettenberger Gemeinderats ist gegen das Gästeticket. Doch seine finale Entscheidung vertagte das Gremium.
01.05.2024 | Stand: 05:30 Uhr

Rettenberg hat eine Entscheidung über die Teilnahme am landkreisweiten Gästeticket "Bus & Bahn" ein zweites Mal vertagt. Da im eng gestrickten Haushalt der Gemeinde kein Platz für das ÖPNV-Angebot ist, müsste es über eine Erhöhung des Kurbeitrags refinanziert werden. Deshalb sprach sich nach ausgiebiger Diskussion die große Mehrheit des Gemeinderats gegen eine Beteiligung aus.

Was ist der Mehrwert des Gästetickets für Rettenberg?

Darunter auch Bürgermeister Nikolaus Weißinger (CSU/FWR), der das Gästeticket, als es Anfang April Thema war, noch befürwortet hatte. "Aktuell tue ich mir brutal schwer, den Mehrwert des Tickets zu finden." Nur die Solidarität zu anderen Kommunen spricht laut Weißinger für die Teilnahme. Weil Rettenberg die Rückemelde-Frist des Landratsamts bereits verpasst hat, will sich das Gremium aber noch eine Türe offen lassen und vor der endgültigen Entscheidung abwarten, wie viel die Teilnahme genau kosten würde.

Mit dem Gästeticket könnten Rettenberger Übernachtungsgäste im gesamten Oberallgäu, in Kempten, im Tannheimer Tal oder etwa auch am Bodensee gratis mit Bus und Bahn fahren. Dass die Urlauber diese Möglichkeiten nutzen würden, bezweifelten viele Gemeinderäte nach einem Treffen mit 16 von 171 Rettenberger Gastgebern.

"Noch nie hat ein Gast nach einem Bus gefragt"

Selbst drei Beherbergungsbetriebe, die mitten in Rettenberg liegen und Bushaltestellen vor der Tür haben, hätten sich gegen eine Teilnahme ausgesprochen, sagte Tobias Mägdefrau (FWR). "Bei denen hat noch nie ein Gast nach einem Bus gefragt." Auch zweiter Bürgermeister Thomas Tanzer, selbst Vermieter, sagte: "Erst wenn wir Einheimischen lieber Bus statt Auto fahren, machen es auch die Gäste so." Zudem könnten die Verbindungen auch billig mit dem Deutschlandticket genutzt werden.

Bei einer Beteiligung am Projekt müsste die Kurtaxe um 50 Cent erhöht werden. Das wäre eine Verdopplung des Kurbeitrags innerhalb von fünf Jahren, rechnete Tanzer vor. Denn die Gästeabgabe sei bereits für den Alpsee-Grünten-Ringbus erhöht worden, ein Projekt, das laut der Mehrheit des Gremiums nicht von Erfolg für Rettenberg gekrönt war. Von dem erneuten Anstieg hätten die Vermieter zu wenig konkreten Mehrwert.

Aus Rettenbergs Solidarität zum Oberallgäu für das Gästeticket stimmen?

Dritte Bürgermeisterin Barbara Herlein und Gerhard Honold (beide Grüne) stimmten gegen die Vertagung. Sie machten klar, dass sie unter anderem aus Solidarität zum Oberallgäu für das Gästeticket stimmen werden. "Solidaritätsprinzip hin oder her, wir sind Vertreter der Vermieter", entgegnete Christian Weizenegger (CSU).

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