„Das war ganz geil.“ So gab Max Oswald den Moment wieder, als der ESV Kaufbeuren das Siegtor in der zweiten Overtime im siebten und entscheidenden Spiel in der Playoff-Serie gegen den Erzrivalen EV Landshut gelungen war. Danach war zwar im fünften Halbfinalspiel gegen die Kassel Huskies Schluss, aber die Freude über eine gelungene Saison überwog – das war der Stimmung bei der Saisonabschlussfeier des ESVK mit knapp 1000 Besuchern anzumerken. Wenngleich ein bisschen Wehmut dabei war.
Denn dieses Mal steht ein großer Umbruch an. Zwar gab der Verein die Vertragsverlängerungen mit vier Spielern bekannt, aber neun Abgänge standen ja schon fest. „Das war schon eine Ära“, sagte deshalb Geschäftsführer Michael Kreitl und wies besonders auf die vier Jahre mit Kapitän Tyler Spurgeon und Goalgetter John Lammers hin. Bei Lammers ist die Zukunft noch offen, eventuell geht der 38-Jährige nach Kanada zurück. Spurgeon wägt noch ab: „Ich habe verschiedene Möglichkeiten auf und abseits des Eises“, erklärte er – in Deutschland, Österreich und Kanada. „Aber ich bin sehr stolz auf die vier Jahre in Kaufbeuren.“ Nicht nur die vielen guten oder dramatischen Spiele, sondern auch, dass er helfen konnte, Philipp und Johannes Krauß, Philipp Bidoul oder Markus Schweiger in die DEL zu hieven. Aber Kaufbeuren habe dem 38-Jährigen aus Edmonton auch Spaß gemacht: „Es ist ein guter Platz für Hockey – und ich habe jeden Tag Hockey gelebt.“
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Einen besseren Platz glaubt Stürmer Sebastian Gorcik gefunden zu haben – aus praktischen und emotionalen Gründen: „Von Kaufbeuren sind es acht Stunden nach Hause – von Dresden nur vier“, erklärte Gorcik. Kollege Yannik Burghart hingegen hat andere Motive: „Es ist zwar eine geile Truppe, aber ich muss mal aus dem Nest raus, um die Welt zu sehen“, erklärte der 22-Jährige. „Aber wir sehen uns wieder, denn die Eishockeywelt ist klein“, fügte er an.
Zudem seien Abgänge im Eishockey gang und gebe, sagte Verteidiger Alex Thiel. Als er jung gewesen war, habe er auch die Welt sehen wollen: „Junge Leute wollen einfach etwas Neues erleben.“ Aber auch er sprach von einer Ära mit Lammers und Spurgeon, die nun vorüber sei. „In den vier Jahren sind auch Freundschaften entstanden. Aber wir bleiben in Kontakt“, erklärte Thiel. Wie mit Florian Thomas: Der Ex-Joker kam ein Jahr nach seinem Karriereende vorbei und feierte mit den Jungs. Inzwischen arbeitet er als Ingenieur für Abwassersysteme. „Eishockey habe ich lange nicht vermisst. Aber in den Playoffs gegen Landshut hat es mich schon geschmerzt, nicht mehr zu spielen“, erzählte Thomas. Ihn hat das Auf und Ab des ESVK auch nicht so besorgt: „Die Saison ist einfach lang. Dazu kommen Krankheiten und Verletzungen. Und wenn es gut läuft, wird man selbstgefällig. Aber irgendwann ist das Glück aufgebraucht. Dann fällt man in ein Loch“, erklärte er.
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Die Profis wurden auch auf der Bühne – in der von Claus Tenambergen moderierten Veranstaltung – mit viel Applaus verabschiedet. Zudem standen sie noch bei einer Autogrammstunde den Fans zur Verfügung. Und ein Teil ihrer Ausrüstung wurde verkauft. Der Verkauf lief sehr gut, berichtete Manfred Meier. Und das, obwohl die Ausrüstung nicht gewaschen worden war. „Die Leute wollen das so – oder waschen dann zuhause“, erklärte der Mannschaftsleiter. Für Meier persönlich lief die Saison „hervorragend“: „Wenn der Verein Erfolg hat, geht es mir auch gut.“
Neben den Profis standen auch die acht Nachwuchsmannschaften und die Eishockeyschule des e.V. im Fokus. Unter den Eltern war auch Michal Petrak vom ESV Buchloe, dessen Sohn in der U15 spielt. Der 41-Jährige ist noch immer Goalgetter beim Bayernligisten. ESVK-Gesellschafter Thomas Petrich bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen ESVK und e.V. als sehr harmonisch: „Dafür bekommen wir auch Lob aus der DEL2.“ Dass der Unterbau des Vereins als Talentschmiede wichtig ist, aber auch erfolgreich, betonte geschäftsführender Vorstand Karlheinz Peukert: „Jedes Jahr bieten sich zig Spieler an. Das ist ein Zeichen für gute Jugendarbeit.“ Doch wie das neue Profi-Team ausschauen wird, ist noch offen: Der Charakter eines Spielers, seine Hockey-Fertigkeiten, die Position, das Finanzielle und ob der Spieler zum ESVK wolle, müssten geklärt werden, berichtete Kreitl, der es noch nicht eilig hat. Denn: „Da kommt allerhand zusammen.“
Die Mannschaften des ESV Kaufbeuren e.V