Wo Kiebitz und Lichtnelke zuhause sind

Erkheimer Naturschutzprojekt erhält Staatspreis

So sieht das Wasenmoos heute nach der Renaturierung und Aufweitung des Haselbaches aus. Infotafeln informieren am Glücksbaumpfad über das vielfältige Leben in diesem Gebiet. Bänke laden zum Verweilen ein.

So sieht das Wasenmoos heute nach der Renaturierung und Aufweitung des Haselbaches aus. Infotafeln informieren am Glücksbaumpfad über das vielfältige Leben in diesem Gebiet. Bänke laden zum Verweilen ein.

Bild: Franz Kustermann

So sieht das Wasenmoos heute nach der Renaturierung und Aufweitung des Haselbaches aus. Infotafeln informieren am Glücksbaumpfad über das vielfältige Leben in diesem Gebiet. Bänke laden zum Verweilen ein.

Bild: Franz Kustermann

Nach seiner Renaturierung hat sich das Wasenmoos bei Erkheim zu einem Ort für seltene Tiere und Pflanzen entwickelt. Dieses Engagement wird jetzt gewürdigt.
30.04.2024 | Stand: 05:30 Uhr

Für das über 16 Hektar große Wasenmoos hat die Gemeinde Erkheim beim Wettbewerb „Land.Dorf.Zukunft“ einen „Staatspreis für vorbildliche Projekte im ländlichen Raum“ gewonnen: Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung wird, wie berichtet, am 17. Oktober von der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in der Münchner Residenz übergeben. Laut Erkheims Bürgermeister Christian Seeberger wird das Geld voll und ganz in das Niedermoor investiert.

Startschuss für das Projekt in Erkheim fiel im Jahr 2020

Nordöstlich von Erkheim wurde 2020 das Wasenmoos von der Gemeinde für die Umsetzung von unterschiedlichen Ausgleichsmaßnahmen erworben. Zusammen mit dem Landschaftspflegeverband (LPV) wurde das Niedermoor renaturiert, komplett entbuscht und der Haselbach etwas aufgeweitet. Erkheim investierte in das Niedermoor für Kauf und Renaturierung rund 95.000 Euro. Die vor vier Jahren angedachten 55.000 Euro hatten laut Seeberger für die Herstellung bei Weitem nicht ausgereicht. Hinzu kommt nun die jährlich zwei Mal streifenförmig durchgeführte Mahd, die ebenfalls der LPV organisiert.

Seitdem wird das gesamte Areal extensiv bewirtschaftet, nicht gedüngt und nur ein bis zwei Mal jährlich (im Kerngebiet sogar streifenförmig) gemäht. Der Bewuchs wird vollständig abgefahren.

Lebensgrundlage für die Bachmuschel konnte erhalten werden

Die Marktgemeinde Erkheim erwarb vor vier Jahren ein insgesamt ein 16,3 Hektar großes Areal rund um das Wasenmoos. Der benachbarte Landwirt, Albert Moser, zeigte damals, wie der Biber in dem Feuchtgebiet bereits mit der Aufstauung des Haselbaches erfolgreich begonnen hatte.
Die Marktgemeinde Erkheim erwarb vor vier Jahren ein insgesamt ein 16,3 Hektar großes Areal rund um das Wasenmoos. Der benachbarte Landwirt, Albert Moser, zeigte damals, wie der Biber in dem Feuchtgebiet bereits mit der Aufstauung des Haselbaches erfolgreich begonnen hatte.
Bild: Franz Kustermann

Das anfängliche Bestreben, durch die Entbuschung den Biber zu vertreiben, scheint voll gelungen: Die Verschlammung kann damit unterbunden und die Lebensgrundlage für die Bachmuschel erhalten werden. Zahlreiche Sauergräser, Binsen und Seggen sowie bedrohte Arten wie etwa zwei ganz besondere Hahnenfußarten wie der seltene Goldhahnenfuß, den es sonst in ganz Bayern nirgendwo mehr gibt, konnten sich bereits fest etablieren.

Auch Vögel wie beispielsweise Weißstorch und Kiebitz finden nun in dem extensiv bewirtschafteten Wasenmoos ihren Lebensraum. Sogar sehr seltene Schmetterlinge wie etwa der Storchschnabel-Bläuling haben sich in dem Feuchtgebiet nordöstlich von Erkheim bereits niedergelassen. Taglicht- und Kuckuckslichtnelken sowie das Blutströpfchen blühen am Haselbach bereits in großer Zahl.

Wandern auf dem "Glücksbaumpfad"

Das Wasenmoos ist am sogenannten „Glücksbaumpfad“ gelegen: Der gut begehbare, rund neun Kilometer lange Wanderweg „Waldatmen“ (67 Höhenmeter) startet am Erkheimer Pfarrhof. Er verläuft über die Mariengrotte, einen schönen Aussichtspunkt und das Waldbiotop bei Daxberg zur Kneippanlage Erkheim.

Auf dem Weg dorthin kommt der Wanderer auch am Wasenmoos vorbei, wo zwei großzügig gestaltete Informationstafeln über die Tiere und Pflanzen in dem Niedermoor ausführlich informieren. Zwei Bänkchen laden auf einer gepflegten Grünfläche zum Verweilen und dem Bestaunen der unterschiedlich aktiven Schmetterlinge ein.

Das sind die weiteren Preisträger

Weitere Preise des Wettbewerbs „Land.Dorf.Zukunft“ gingen an Heidenheim, wo Fachwerk-Häuserfassaden saniert wurden. In Iller-Rot-Biber starten sieben Kommunen gemeinsam in die Zukunft – unter anderem mit der Dorferneuerung. Kößlarn hat seinen Ortskern zu einem Schmuckstück verwandelt. Bei der ARGE Obere Vils-Ehenbach gestalten junge Menschen die Zukunft aktiv unter dem Motto „Sag was – tu was“.

Feilitzsch entwickelte einen Kuhstall zu einem Dorfladen mit Café und Mähring machte ein altes Mühlenreal zu seinem Dorfmittelpunkt. In Neusitz gibt es nun in der „Alten Steige“ Kunsthandwerk und Kaffeeklatsch mit Kaisersemmeln. Haubach sicherte seine Trinkwasserqualität mit Biodiversität.