Führerscheinprüfung

Das bisschen Theorie - das kann doch nicht sooooo schwer sein

Schummeln bei der Führerscheinprüfung?
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Viele Fahrschüler scheitern bereits bei der theoretischen Wissensprüfung. Beim Autoführerschein (Klasse B) schafften im vergangenen Jahr 49 Prozent den Theorieteil nicht. Bei der praktischen Prüfung lag die Durchfallquote bei 42 Prozent.

Bild: Matthias Becker (Symbolbild)

Viele Fahrschüler scheitern bereits bei der theoretischen Wissensprüfung. Beim Autoführerschein (Klasse B) schafften im vergangenen Jahr 49 Prozent den Theorieteil nicht. Bei der praktischen Prüfung lag die Durchfallquote bei 42 Prozent.

Bild: Matthias Becker (Symbolbild)

Immer mehr Fahrschüler rasseln durch die theoretische Prüfung - auch im Allgäu. Wir machen die Probe aufs Exempel: Besteht man mit 40 Jahren Erfahrung den Test?
02.05.2024 | Stand: 19:17 Uhr

Einen neuen Negativrekord hat der TÜV-Verband Deutschland in einer Pressemitteilung vermeldet: 42 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler haben im vergangenen Jahr die theoretische Prüfung nicht bestanden. Somit stieg die Durchfallquote gegenüber 2022 um drei Prozentpunkte - im langfristigen Vergleich zum Jahr 2014 sind es sogar zehn Punkte. Bei den unterschiedlichen Fahrzeugklassen sticht der normale Pkw-Führerschein (Klasse B) negativ heraus. So wurde bei einer Durchfallquote von 49 Prozent fast jede zweite theoretische Prüfung in der Klasse B nicht bestanden. Im Jahr 2022 lag diese Quote noch bei 47 Prozent.

Laut dem TÜV sind die nicht bestandenen Prüfungen eine enorme Belastung für die Fahrschüler - sowohl finanziell als auch mental. Darüber hinaus belastet die hohe Durchfallquote das Prüfsystem. Denn jede Wiederholungsprüfung binde Prüfkapazitäten.

Warum fallen immer mehr Prüflinge durch?

Warum seit Jahren immer mehr Fahrschüler durch die "Theoretische" rasseln, kann auch der TÜV nicht mit Gewissheit sagen. Aber der Verband hat Lösungsvorschläge: So müsse die Qualität der Fahrerausbildung durch moderne Lernmethoden und eine gezielte Prüfungsvorbereitung verbessert werden. Darüber hinaus sei eine intensivere Mobilitätsausbildung während der gesamten Schulzeit vonnöten. Aber auch die Eltern sollten ihre Kinder bei der Teilnahme am Straßenverkehr unterstützen.

Viele melden sich zu früh für die Prüfung an

Laut Luca Fiebig von der Memminger Fahrschule Frömsdorf geht es bei der Vorbereitung auf die theoretische Prüfung nicht nur ums Auswendiglernen. Vielmehr müsse man sich in die Gesamtthematik einarbeiten und verstehen, warum ein bestimmtes Verhalten im Straßenverkehr richtig oder falsch ist. Daher müsse man üben, üben, üben. Hier helfe den Schülern eine App. Diese zeige beim Üben an, ob man auf die theoretische Prüfung gut genug vorbereitet ist - und zwar mit einem Ampelsystem. "Viele melden sich aber bereits zur Prüfung an, wenn ihre Ampel noch auf Gelb statt auf Grün steht", sagt Fiebig. Das sei in der Regel zu früh. Schließlich seien die Fragen oft sehr knifflig gestellt und recht komplex.

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Eine Theorie-Prüfung in der Klasse B läuft so ab: Sie wird in der Regel bei TÜV oder Dekra abgelegt - und zwar an einem Computer oder Tablet. Das Gerät wählt aus etwa 1200 Multiple-Choice-Fragen 30 aus - 20 zum Grundstoff und zehn spezifische Fragen zur Führerscheinklasse B. Es gibt zu jeder Frage mehrere Antwortmöglichkeiten, die der Prüfling ankreuzen muss. Wichtig ist hier: Es können bei einer Frage auch mehrere Antworten zutreffen. Nur wenn alle richtigen Antworten angekreuzt werden, gilt die Frage als korrekt beantwortet. Kreuzt der Fahrschüler eine falsche Antwort an oder lässt eine richtige Antwort aus, gilt die Frage als falsch beantwortet und er bekommt die kompletten Fehlerpunkte angerechnet.

Ab wie vielen Fehlern fällt man durch?

Jede falsch beantwortete Frage bringt dem Prüfling zwischen zwei und fünf Punkten ein. Ab elf Fehlerpunkten gilt die theoretische Prüfung als nicht bestanden. Und es gibt sogar noch eine Besonderheit bei der Prüfungsauswertung: Beantwortet jemand zwei Fragen falsch, für die es jeweils gleich fünf Fehlerpunkte gibt, ist man bereits bei zehn Fehlerpunkten durchgefallen. Denn die Fragen mit fünf Punkten sind besonders wichtig und behandeln zum Beispiel das Thema Vorfahrt. Für die Beantwortung der 30 Fragen gibt es kein Zeitlimit. In der Regel dauert eine theoretische Prüfung aber rund 45 Minuten, in denen man in Ruhe und konzentriert die Fragen beantworten kann.

Fahrprüfung
Bei der theoretischen Führerscheinprüfung müssen Fragen am Computer beantwortet werden. Dabei gibt es zahlreiche verschiedene Animationen.
Bei der theoretischen Führerscheinprüfung müssen Fragen am Computer beantwortet werden. Dabei gibt es zahlreiche verschiedene Animationen (Foto).
Bild: Volker Geyer

Nach Luca Fiebigs Worten haben selbst erfahrene Autofahrer wahrscheinlich keine guten Chancen, ganz ohne Vorbereitung die theoretische Prüfung zu bestehen. "Na - das wollen wir doch mal sehen", schießt es dem Autor dieser Zeilen durch den Kopf. Warum eigentlich nicht? Schließlich gibt's im Internet mehrere Angebote, wo man die Theorieprüfung zu Testzwecken ausprobieren kann. Ich habe übrigens seit fast 40 Jahren den Führerschein. Und ich kann wie wohl 99 Prozent aller deutschen Führerscheininhaber mit Fug und Recht - und mit einem Augenzwinkern - behaupten: "Ich bin ein echt guter Fahrer."

Selbstversuch: Schafft ein erfahrener Autofahrer die aktuelle Theorieprüfung?

Los geht's: Die ersten Fragen sind kein Problem. "Wie kann Cannabis die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen?" oder "Womit muss man bei Kindern im Straßenverkehr rechnen?" Hier kann man sich die Antworten logisch herleiten.

Kniffliger wird es zumeist dann, wenn kurze animierte Videosequenzen zu sehen sind. Zum Beispiel auf der Autobahn. Ein Video habe ich mir bestimmt fünf Mal angesehen, bis ich im Hintergrund einen herannahenden Geisterfahrer entdeckt und dann richtig geantwortet habe. Voll reingefallen bin ich dagegen bei einer Vorfahrtfrage, die gleich fünf Fehlerpunkte einbringt. Es ging um eine abknickende Vorfahrtstraße (siehe Foto). Da habe ich - ohne lange zu überlegen - eine falsche Antwort angekreuzt. Leichtsinnsfehler. Mehr Konzentration muss her.

Ein oranger Pfeil gibt Rätsel auf

Es läuft wieder besser. Doch dann kommt ein seltsames Verkehrszeichen: Ein dicker oranger Pfeil. Dachte, der hat etwas mit Gefahrgut zu tun. Falsch gedacht. Der Pfeil weist auf wenig befahrene Autobahnabschnitte hin. Wieder zwei Fehlerpunkte. Die nächsten vier Fehlerpunkte hole ich mir ein paar Fragen später ab - und zwar wieder durch ungenaues Betrachten der dargestellten Situation. Ich übersehe an einer Kreuzung, dass gegenüber ein grüner Ampelpfeil anzeigt, dass ich als Linksabbieger Vorfahrt habe. Tja, und das war's dann auch schon. Denn ab elf Fehlerpunkten ist man durchgefallen. Mist!

Zweiter Versuch: Klappt's jetzt besser?

Allerdings packt mich jetzt der Ehrgeiz. Zweiter Versuch. Das kann doch nicht so schwer sein. Volle Konzentration und diesmal nicht überhastet antworten. Hoffentlich muss ich keinen Bremsweg berechnen, denke ich noch, denn die gängige Faustformeln hab' ich beim besten Willen nicht mehr im Kopf. Dann geht's wieder los. Stück für Stück kämpfe ich mich durch die 30 Fragen. Mein Kopf raucht. Zumindest fühlt es sich so an. Aber dann. Das gibt's doch nicht. Das glaubt mir doch kein Mensch. Aber ja doch. Auf dem Bildschirm steht: Null Fehler! Bestanden! Na also, geht doch.