Generationenübergreifendes Projekt

Kindergartengruppe zieht in Memminger Seniorenheim: So klappt das Miteinander

In das Seniorenheim Bürgerstift in Memmingen ist eine Kindergartengruppe eingezogen. Irmgard Schraut spielt gerne mit den Kindern aus dem Kindergarten, der sich nun quasi vor ihrer Haustür befindet. Erzieherin Franziska Schmidberger freut sich über die Beteiligung der Seniorin.

In das Seniorenheim Bürgerstift in Memmingen ist eine Kindergartengruppe eingezogen. Irmgard Schraut spielt gerne mit den Kindern aus dem Kindergarten, der sich nun quasi vor ihrer Haustür befindet. Erzieherin Franziska Schmidberger freut sich über die Beteiligung der Seniorin.

Bild: Dunja Schütterle

In das Seniorenheim Bürgerstift in Memmingen ist eine Kindergartengruppe eingezogen. Irmgard Schraut spielt gerne mit den Kindern aus dem Kindergarten, der sich nun quasi vor ihrer Haustür befindet. Erzieherin Franziska Schmidberger freut sich über die Beteiligung der Seniorin.

Bild: Dunja Schütterle

Im Bürgerstift in Memmingen sind Kinder und Senioren unter einem Dach vereint. Wie die Idee zustandekam und wie sie sich bisher bewährt.
21.04.2023 | Stand: 05:45 Uhr

„Es ist einfach eine Freude, mit Kindern zusammen zu sein“, sagt Irmgard Schraut. Mit Schwung lässt sie den Farb-Würfel auf den Tisch mit dem bunt-bebilderten Spielbrett fallen. Irmgard Schraut wohnt im Seniorenheim des Memminger Bürgerstifts nahe der Frauenkirche. Aktuell jeden Mittwoch besucht die ältere Dame abwechselnd mit weiteren Seniorinnen und Senioren die neue Kindergartengruppe, die sich seit September vergangenen Jahres in den ehemaligen Gymnastikräumen des Hauses der Unterhospitalstiftung befindet.

Idee kam von Mitarbeitenden des Memminger Seniorenheims

„Im Laufe der Zeit nutzten wir die Räume im Untergeschoss immer weniger, da Angebote und Aktionen für unsere Bewohnerinnen und Bewohner meistens auf den Stationen stattfinden“, erklärt zurückblickend die stellvertretende Einrichtungsleiterin des Seniorenheims, Edeltraud Haug-Uhl. Die Idee, die beiden Kellerräume neu zu beleben und umzugestalten, kam damals von den Mitarbeitenden des Bürgerstifts. „Wenn Kinder bei uns im Haus zu Gast waren, konnten wir immer wieder feststellen, wie positiv unsere Bewohnerinnen und Bewohner auf die Kleinen reagierten. Zudem ist eine Kindertagesstätte für Mitarbeitende im Haus zu haben auch ein klarer Wettbewerbsvorteil auf dem Stellenmarkt“, sagt Martin Mayer, Leiter des Seniorenheims.

Amtsleiter: "Bei Bildung und Erziehung muss man manchmal über den Tellerrand hinaussehen"

Daraus entwickelte sich das Konzept des generationsübergreifenden Projekts, das auch bei Bernhard Hölzle, Amtsleiter für Kindertageseinrichtungen der Stadt, gleich gut ankam: „Natürlich braucht es Mut, um einen solchen Schritt zu gehen. Gerade aber im Bereich Bildung und Erziehung muss man manchmal kreativ über den Tellerrand hinaussehen“, sagt der Amtsleiter dazu lachend. Zusammen mit Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und weiteren Vertretern der Stadt Memmingen eröffnete er den Kindergarten nun offiziell. Dieser gilt als Außenstelle des Stadtweiherkindergartens, der von Isabelle Stein in Doppelfunktion geleitet wird.

Kinder machen Geburtstagsbesuche und feiern mit Senioren Fasching

„Das Team und die Kinder sind gut angekommen. Wir haben schon Geburtstagsbesuche gemacht und zusammen mit den Senioren Fasching gefeiert und Ostereier gefärbt. Unser Bestreben ist es, den Alltag der älteren Menschen ein wenig bunter zu machen und einfach Leben in das Haus zu bringen“, sagt Gruppenleiterin Nina Erdle. Um gemeinsame Begegnungen von Senioren und Kindern zu ermöglichen, wurden die Kindergartenräume barrierefrei umgebaut.

Als Teil des Seniorenheims Bürgerstift wird der Kindergarten auch bei Aktivitäten und Festen eingebunden. „Manche unserer Bewohner warten sogar schon auf die Kinder, um gemeinsam mit ihnen im Speisesaal Mittag zu essen. Viele alte Leute blühen einfach auf, wenn sie Kinder sehen“, so die Erfahrung von Edeltraud Haug-Uhl. Auf dem nahen Frauenkirchplatz zeigt die Einhorn-Skulptur auf den separaten Eingang der Kindertagesstätte, die aufgrund der Gegebenheiten über keinen eigenen Garten verfügt und deshalb auch den öffentlichen Raum der Stadt bespielt. „Wir haben zum Beispiel den Reichshainspielplatz in der Nähe“, sagt Erzieherin Gaby Land.

Die 17 Kinder zwischen drei und sechs Jahren haben sich nach Beobachtung des Teams gut eingelebt und finden es prima, wenn außer den Erzieherinnen auch eine nette Oma mitspielt – wie zum Beispiel eben Irmgard Schraut, deren eigene Enkelkinder längst erwachsen sind.

In seiner ehemaligen Funktion als Pfarrer segnete Otto Schwarz, Bewohner des Bürgerstifts, die Räume in der Kindertagesstätte im Seniorenheim für ihre neue Bestimmung. „Dort, wo Generationen sich verknüpfen“, wie Oberbürgermeister Rothenbacher es in seiner Rede ausdrückte.