Tauben-Hotspots in Memmingen

Füttern plötzlich erlaubt: So sollen Tauben aus der Memminger Altstadt gelockt werden

MM Tauben
Seit 2019 dürfen Tauben im Memminger Stadtgebiet nicht mehr gefüttert werden. Nun hat sich der Stadtrat für einen zeitlich und örtliche begrenzte Ausnahmeregelung ausgesprochen.

Seit 2019 dürfen Tauben im Memminger Stadtgebiet nicht mehr gefüttert werden. Nun hat sich der Stadtrat für eine zeitlich und örtlich begrenzte Ausnahmeregelung ausgesprochen.

Bild: Uwe Hirt

Seit 2019 dürfen Tauben im Memminger Stadtgebiet nicht mehr gefüttert werden. Nun hat sich der Stadtrat für eine zeitlich und örtlich begrenzte Ausnahmeregelung ausgesprochen.

Bild: Uwe Hirt

Das Füttern von Tauben im Memminger Stadtgebiet ist verboten. Nun hat der Stadtrat aber eine Ausnahme genehmigt.
02.05.2024 | Stand: 06:19 Uhr

Schon seit Jahrzehnten gehören Tauben zum Erscheinungsbild der Memminger Altstadt. Doch nicht immer sind die Vögel gern gesehen – vor allem wegen ihrer Hinterlassenschaften auf Dächern, Fassaden und Wegen. Um die Population der Tiere – insbesondere an Brennpunkten wie Weinmarkt, Marktplatz und Schrannenplatz – „auf ein vernünftiges Maß“ zu reduzieren, hatte der Stadtrat im Februar 2019 beschlossen, dass Tauben im gesamten Stadtgebiet nicht gefüttert werden dürfen.

In seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium jedoch nach längerer Diskussion eine Ausnahmegenehmigung verabschiedet. Was es damit auf sich hat, erklärte der Leiter des Rechtsamts, Martin Mittenhuber .

Darum soll es in Memmingen eine Ausnahme vom Fütterungsverbot der Tauben geben

Bereits bei dem Beschluss vor fünf Jahren sei klar gewesen, dass ein Fütterungsverbot nicht das alleinige Mittel sein könne, um die Bevölkerung zu verringern sowie die Tiere artgerecht zu versorgen, betonte Mittenhuber . Als ergänzende Maßnahmen wären auch die Errichtung von Taubenschlägen und ein Austausch der Eier ins Spiel gebracht worden. Nun lag der Stadtverwaltung ein Antrag des im September 2023 gegründeten Vereins Stadttauben Memmingen vor. Dieser hat einen betreuten Taubenschlag in einer Turmstube im Kempter Tor eingerichtet, die ihm die Stadt überlassen hat.

Ziel des Vereins sei es, die Tiere dadurch artgerecht zu versorgen, sie von Brennpunkten wie dem Schrannenplatz wegzulocken, aber auch den Bestand an Stadttauben tierschutzgerecht zu regulieren – etwa durch einen Gelegetausch im neuen Taubenschlag. Damit auch von den Tieren angenommen wird, sollen sie laut Antrag für eine begrenzte Zeit durch eine Auslage von Futter im Umfeld des Kempter Tors in den Taubenschlag gelockt werden. Dazu benötigt der Verein aber eine Ausnahme vom Fütterungsverbot .

In diesem Bereich ist das Futtern der Tauben für Vereinsmitglieder erlaubt

Das städtische Veterinäramt schlägt deshalb vor, in einem begrenzten Radius von maximal 200 Metern um das Kempter Tor herum das Anfüttern der Tauben zu erlauben, dies jedoch nur mit geeignetem Taubenfutter (Körnerfutter). Das Verfüttern von Brot oder anderen Lebensmitteln ist nicht gestattet. Die Ausnahme soll bis zum 31. Juli gelten. Bis dahin sollten die Vögel den Taubenschlag gefunden haben und allein dort weiter gefüttert werden. Nach Ablauf dieser Zeit soll der Verein dem Oberbürgermeister einen Kurzbericht vorlegen, ob die Ziele erreicht worden sind.

Wie OB Jan Rothenbacher auf Nachfrage von Stadträtin Sabine Rogg ( CSU ) erklärte, sei das Füttern lediglich den Mitgliedern des Vereins vorbehalten. Auf ihrer Einwand, das Futter könnte womöglich auch den Krähen schmecken , entgegnete Rothenbacher , dass Vereinsvertreter beim Füttern dabei seien. Es werde auch nur so viel ausgeschüttet, wie es für diesen Moment notwendig sei. In der Praxis werde die Fütterung (in Schüsseln) „zu 95 Prozent“ in der Kempter Straße stattfinden.

Dritter Bürgermeister: „Taube gehört zur Stadt wie Haussperling und Turmfalke“

Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger ( SPD ) betont Dritte, dass diese Ausnahmeregelung keine Kehrtwende der Stadt sei. „Es ist aber notwendig, dass der Mensch im Rahmen rechtlicher und biologisch sinnvoller Möglichkeiten regulierend eingreift.“ Gleichzeitig sei man dem Tierwohl verpflichtet. Das gelte auch für die Stadttaube. Denn diese gehören zur Stadt wie Haussperling, Mauersegler und der Turmfalke. „Niemand möchte die Stadttaube ausrotten, eine Bestandsreglung ist aber angebracht.“ Dabei reicht das Fütterungsverbot allein nicht aus. Er verwies auf das „Augsburger Modell“. Dabei hatten sich betreute Taubenschläge bewährt. Die Zahl der Tiere sei – auch durch den Austausch von Eiern – verringert worden, ohne das natürliche Brutverhalten zu stören. Daher begrüße er das Engagement des neuen Vereins, der auch kranke und verletzte Tiere betreue.

Stadträte irritiert: Warum werden die Tauben nicht direkt vom Schrannenplatz weggelockt?

Die Stadträte Matthias Ressler ( SPD ) und Joachim Linse (Grüne) stören sich daran, dass sich der Schrannenplatz als Tauben-Hotspot nicht in dem festgesetzten Radius befindet. „Warum lockt man die Tauben nicht direkt vom Schrannenplatz weg?“, fragte Ressler . Laut OB Rothenbacher sind die Tiere ja nicht nur am Schrannenplatz unterwegs. Außerdem habe man den Anliegern die Sorge nehmen wollen, „dass da jetzt jemand Futter vor seinem Laden auskippt“. „Praktisch seien die Tauben aber heute schon „gut auf dem Weg Richtung Kempter Straße“. Ressler schlug vor, dass nach Ablauf der Ausnahmegenehmigung überprüft werden soll, ob ein Anlocken vom Schrannenplatz aus erfolgreicher wäre. Diesen Vorschlag griff Jan Rothenbacher auf. Er verwies aber auch auf die begrenzte Kapazität des Taubenschlags.