Jazz-Festival in Kempten

Ukrainische Lieder über Liebe und Krieg: Ganna Ensemble in Kempten

Charismatische Sängerin: Die Ukrainerin Ganna Gryniva war mit ihrem Ensemble beim Kemptener Jazzfrühling zu Gast.

Charismatische Sängerin: Die Ukrainerin Ganna Gryniva war mit ihrem Ensemble beim Kemptener Jazzfrühling zu Gast.

Bild: Jakob Martens

Charismatische Sängerin: Die Ukrainerin Ganna Gryniva war mit ihrem Ensemble beim Kemptener Jazzfrühling zu Gast.

Bild: Jakob Martens

Kemptener Jazzfrühling: Sängerin Ganna Gryniva verknüpft mit ihrem Ensemble in der ausverkauften Kulturwirtschaft Folklore mit Jazz. Das berührt und fesselt.
04.05.2024 | Stand: 11:37 Uhr

Wie Gott die Frau erschaffen hat – und was er alles da reingepackt hat: Meeressturm, Vollmondlicht, Vulkanausbruch, Kirschblüte … So blumig und doch so gewaltig erzählt die Ukrainerin Ganna Gryniva gleich bei ihrem ersten Lied ihre Version vom Beginn aller Natur und Kultur.

Und so blumig, aber auch gewaltig tönt ihre jazzfarbene Stimme über den Köpfen der prallvollen Kulturwirtschaft. Mit ihrer rechten Hand bedient die Sängerin dazu den Hall-Effekt-Regler. Was ihrer nuancenreichen Stimme – von verhaucht bis zum Shout-Schrei – volle Dominanz über ihre Begleitband sichert: brillant im Freestyle Jazz am Klavier der Schwede Pavel Widestrand; kernig fundierend am Kontrabass der Bayer Tom Berkmann, und knackig polyrhythmisch am Schlagzeug der Österreicher Mathias Ruppnik.

Schon vor 20 Jahren übersiedelte Ganna Gryniva aus der Ukraine nach Deutschland, lebt seit zehn Jahren in Berlin. Doch bei mehreren Folklore-Forschungsreisen in den Karpaten sowie in Dörfern um Kiew und Poltawa erzählten ihr kundige Großmütter und Großväter ihre Geschichten, sangen alte Lieder über Liebe, Krieg, Frühling und starke Frauen der Ukraine.

Die Melodien dieser reichen Folklore sind seitdem gleichsam „Material“ für Ganna Gryniva und ihr Ensemble. Das Quartett entfaltet sie jazzmodern und überraschend stimmungshaltig. Da gibt es ein „Schmerz-Lied“, das auf einfühlsame Weise einem Kinder-Schmerz Platz macht: von kehliger Bruststimme hinauf zu verhauchter Kopfstimme Grynivas – hämmernd-pulsierend untermalt von der Trommel. Oder da ist ein naturhaftes Liebeslied mit Tier-Lauten von gurrenden Tauben, von keckernden Baumbewohnern. Oder das Lied vom kleinen Mädchen und seiner großen Liebe zur Mutter: in freirhythmisch expressiven Vocalisen inbrünstig erzählend, gestisch bewegt untermalt. Jede dieser Folklore-Melodien wird so zu Ganna Grynivas ganz persönlichem Lied, zu ihrem jazz-affinen Kunstwerk. Bravo!

Lesen Sie auch
##alternative##
Oberallgäuer Meisterkonzert

Die Liebe und die Kunst: Wie zwei Ungarn die "Freunde der Musik" in Fischen begeistern

Mehr zum 39. Kemptener Jazzfrühling lesen Sie hier.