Mit „Nebel über Rønne“ legt Spiegel-Bestsellerautor Michael Kobr seinen zweiten Bornholm-Krimi vor. Er las daraus am Tag des Erscheinens im Memminger Antoniersaal.
Bild: Brigitte Hefele-Beitlich
Mit „Nebel über Rønne“ legt Spiegel-Bestsellerautor Michael Kobr seinen zweiten Bornholm-Krimi vor. Er las daraus am Tag des Erscheinens im Memminger Antoniersaal.
Bild: Brigitte Hefele-Beitlich
Es kommt nicht so häufig vor, dass bei einer Lesung ein Flügel auf der Bühne steht. Wie gut sich mit Klaviertasten Gedrucktes untermalen lässt, erlebte jetzt das Publikum bei der Buchpremiere von Michael Kobrs zweitem Bornholm-Krimi „Nebel über Rønne“ im Antoniersaal: Der Spiegel-Bestsellerautor ließ sich von Mathematik- und Musiklehrer Stephan Winkler, einem Ex-Kollegen aus früheren Lehrerzeiten an der Memminger Sebastian-Lotzer-Realschule, musikalisch begleiten.
Wobei es „begleiten“ nicht ganz trifft, verfallen die beiden dabei doch immer wieder in launige Dialoge, die den Abend kurzweilig und unterhaltsam machen. Ganz zu schweigen von Kobrs eigenen musikalischen Qualitäten, die den Applauspegel später ordentlich in die Höhe schnellen lassen.
Spannend ist der Abend allemal, dürfte wohl kaum jemand im Saal „Nebel über Rønne“ schon gelesen haben, da der Krimi erst am selben Tag in die Buchhandlungen ausgeliefert wurde. Nur ein halbes Jahr, nachdem Kobr mit „Sonne über Gudhjem“ sein Debüt als Solo-Autor gegeben hatte. Berühmt geworden ist der Memminger als Teil des Autoren-Duos mit Volker Klüpfel und den Allgäuer Kluftinger-Krimis, die Millionenauflagen erreicht haben (im Herbst wird der nächste erscheinen).
Doch nun wählt Michael Kobr schon zum zweiten Mal nicht Altusried, sondern Bornholm als Schauplatz für einen vertrackten Kriminalfall, den sein „neuer“ Ermittler Lennart Ipsen zu lösen hat: Während Winkler am Flügel den passenden Soundtrack „Über den Wolken“ von Reinhard Mey anstimmt, lässt Kobr in seiner ersten Lesepassage eine Privatmaschine auf der dänischen Sonneninsel landen und alle drei Insassen einem raffinierten Giftanschlag zum Opfer fallen, kaum dass sie auf der Landebahn aufgesetzt haben: Hotelbesitzer Henrik Forsberg, im Investmentbereich von internationalen Tourismusprojekten tätig, Teesommelier und Freigeist Bjarne Møller sowie Finn Iversen, einen jungen Theologen.
War das ein Terroranschlag? Steckt ein Drogenkartell dahinter oder etwa Russland? Lennart Ipsen, der seine internationale Ermittlerkarriere nach einem Burnout gegen ein vermeintlich beschauliches Dorfpolizistenleben eingetauscht hatte, steht mit seinen beiden Mitarbeiterinnen vor einem Rätsel. Viel mehr, als ein paar Infos aus den ersten Verhören mit zwei der drei Witwen erfahren die Zuhörer und Zuhörerinnen allerdings nicht an diesem Abend. Dafür verrät Kobr, wie sich die Romanze zwischen Ipsen und Starköchin Maren entwickelt hat. Und Stephan Winkler, der munter Ipsens persönliche Playlist rauf- und runterspielt oder auch Handys klingeln und Kirchenglocken läuten lässt, bringt Michael Kobr sogar dazu, sich als Fan von Howard Carpendale zu outen: Mit „Hello again“ beweist der Autor, dass er nicht nur spannend schreiben, sondern auch ausgezeichnet singen kann.
